Vom Mann, der auszog, um bei Lidl einzukaufen

Da gehe ich heute wieder in unseren Lidl, um die Dinge zu kaufen, die man im Alltag halt so braucht. Und was muss ich feststellen? Umgeräumt! Fast nichts steht mehr da, wo man es erwartet, wie man es kennt. Ausser die Kühltruhen natürlich. Aber auch da wäre ich nicht überrascht, wenn die Pizzen bald da liegen, wo sonst das Speiseeis war, welches man dann beim erwarteten TK-Gemüse findet.

Nun frag ich mich: Was soll der Scheiss? Haben die festgestellt, dass vorher alles doof sortiert war und nun, dem Kunden zuliebe, alles so hingestellt, wie es am besten ist? Das glaube ich nicht. Vielmehr nehme ich an, die wollen mich verarschen. Deren Wunsch ist, dass ich im Laden herumirre, um das zu finden, was ich immer kaufe und dabei Sachen entdecke, die ich nie kaufe. Und weil ich ein ungebildeter, manipulierbarer und unterwürfiger kleiner Scheisser bin, sage ich mir dann: „Oh, das kaufe ich aber mal!“ und lasse mehr Geld in den Kassen von Lidl, als ich eigentlich geplant hatte. Liebe Leute, das möchte ich als Kunde aber nicht. Ich will nicht verarscht werden und ich will meine Zeit nicht damit verschwenden, meinen benötigten Krempel wiederzufinden. Wenn ich von verlockenden Produktinformationen und pompös gestalteten Verkaufsregalen geblendet und verwöhnt werden will, dann gehe ich nach Famila, REWE und wie sie alle heissen. Aber meistens nehme ich gern in Kauf, dass die Ware in Kartons auf Paletten oder Regalen steht und von mir selbst da raus gepuhlt wird. (Unter anderem) dafür zahle ich dann auch etwas weniger.

Und ich möchte einen Aldi-Gutschein darauf wetten, dass die Idee der Umgestaltung nicht aus dem Ressort „Logistik“ oder „Lagerhaltung“ kommt, sondern vom „Marketing“. Die sind ja extra dafür geschaffen worden, alles anders zu machen als die Vernunft es vorgibt. Und ich kann mir gut vorstellen, wie irgendwelche jungen dynamischen glattrasierten frisch von der Uni gekommenen gelackten Schnösel sich gegenseitig die Schulter klopfen, wie sie es wieder geschafft haben, den Umsatz anzukurbeln und „den blöden Kunden“ das Geld aus der Tasche zu ziehen, ohne dass sie es merken.

Liebe Lidl-Chefs:
Hört auf damit. Nicht nur, dass ihr auf Grund eurer Grösse und Marktposition eine Verantwortung gegenüber den Mitmenschen habt (ob ihr wollt oder nicht), ihr könntet auch mal Vorbild sein und den Kunden zum Partner machen statt zum Opfer. Nein, viel mehr gibt es eine ganzseitige Anzeige in der Tageszeitung, wenn die Milch mal wieder 2 Cent billiger wird. Wird sie aber 4 Cent teurer, dann steht nirgends „Entschuldigung, ging nicht anders“. Wenn ihr Geld sparen wollt, dann reduziert die Marketing-Abteilung auf ein Minimum. Das ist sicher eine enorme Kostenstelle mit grandiosem Einsparpotential. Da reichen ein paar ältere, erfahrene Mitarbeiter, die dann und wann hier und da Verbraucherinformationen lancieren. Und auf einmal merken die Menschen, wie angenehm ruhig es in und um Lidl ist und wie entspannt man dort die Güter für den Alltagsbedarf erwerben kann. Da kann es sogar passieren, dass man vor lauter Entspanntheit mal ne teurere Flasche Wein oder ein vermeindliches Angebot kauft, einfach, weil man so zufrieden ist.

Ich blaffe stattdessen die nette Dame an der Kasse an, die mir das zum Glück nicht übel nimmt, weil sie mich schon lange kennt. Könnte sich aber auch mal ändern: Dass sie mich vergisst, weil ich schon so lange nicht mehr da war.

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