Gestern war bei uns in der Gegend der Termin für die Abholung der Papiertonnen. Auf meinem Weg zur Arbeit konnte ich die vielen blauen Tonnen am Strassenrand bewundern. Zwischen den vielen Dutzend blauen Tonnen standen aber auch immer wieder mal dunkelgraue mit blauem Deckel… stimmt, da war doch was. Dann habe ich mal während der Fahrt da drauf geachtet: An der Bloherfelder Strasse, von der Kreuzung Kennedy-Strasse an der BePo vorbei bis zum Kreisel: Unzählbar viele blaue Tonnen der ARGE, und ganze drei (3) Graublaue Tonnen des AWB. Eine ganz am Ende der Strasse. Und genau das ist nämlich der Haken an der Rechnung der Stadt Oldenburg: Wie zu erwarten machen eben nicht alle Oldenburger mit, im Gegenteil nur ein Bruchteil. Und diese paar sind nicht bequem zusammen in einem Stadtteil, sondern über das ganze Stadtgebiet verteilt. Und egal ob die Stadt nun 100% oder nur ein zehntel der Altpapierentsorgung übernimmt: Sie müssen in jedem Fall so gut wie die ganze Strecke abfahren, weil eben überall mal eine Tonne zu leeren ist. Die Fixkosten sinken also nicht mit der Anzahl der Tonnen und macht die ganze Rechnung ruckzuck unrentabel. Dazu gibt es noch technische Hürden, ich zitiere mal die Webseite der Stadt:

Damit alles reibungslos funktioniert, müssen die Abfallbehälter mit der Deckelöffnung zur Straße hin aufgestellt werden, am besten paarweise nebeneinander. Zwischen den Tonnen und der Fahrbahn sollten sich keine Hindernisse wie Bäume oder parkende Autos befinden. Zudem verfügt der Seitenlader über eine Technik, mit der sich auch Zustellware wie Kartonagen bei Altpapier oder Abfallsäcke einsammeln lassen.

Der brave routinierte Bürger achtet auf solche Feinheiten aber natürlich nicht und so stehen die Tonnen, blau neben grau, fein in Reih und Glied an den Häuserwänden (zumindest an der Bloherfelder Strasse, die mal exemplarisch herhalten muss). Und dann kommt da eben noch ein Fussweg, ein Radweg, ein Parkstreifen und zwischen all dem noch Zonen mit Gras und Bäumen, Laternen etc. Immerhin gut geplant: Hier fährt wohl kein Seitenlader lang, um die Tonnen zu leeren. Für die armen Mitarbeiter, die mit den LKWs das Papier einsammeln, ist der Job aber nicht einfacher geworden: Man muss auf die Tonnen achten, kann sie nicht einfach vertauscht wieder hinstellen und wem gehört denn nun die zugestellte Pappe? Die Seitenladerfahrer werden vermutlich eh‘ eine Aufwandszulage erhalten, weil sie alle Nase aussteigen müssen, statt bequem vom Fahrersitz die Tonnen entleeren zu können (die Zustellware muss sowieso manuell auf die oben erwähnte „Technik“ gelegt werden).

Wie nun mit den paar Tonnen und den dazu relativ langen Anfahrtswegen die 750.000,- für die neu angeschafften LKWs wieder reinkommen sollen und noch die Müllgebühren stabil gehalten werden sollen, erschliesst sich mir noch nicht. Denn:

Der Einsatz der Seitenlader […] ist ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung des „Projekts Tonnenwende“…. Arno Traut spricht von einem „echten Innovationssprung“ und rechnet vor: „Durch sinkende Personalkosten sparen wir beim Einsatz der drei Fahrzeuge jährlich rund 240.000 Euro. Und das ohne jede Qualitätseinbuße.“ Zusätzliche Einnahmen erzielt der AWB durch den Weiterverkauf des eingesammelten Papiers. Beide Posten helfen, die Müllgebühren in Oldenburg stabil zu halten.

Was verdient so ein Müllwagenmitfahrer eigentlich, das man ohne diese so viel Personalkosten sparen kann? Und wurden diese Leute entlassen? Sonst spart man ja das Geld nicht. Und ist Altpapier doch mehr Wert als ich dachte? Und die tausende nicht verwendeten Tonnen stehen wohl auch noch irgendwo rum, könnte ja noch einer eine haben wollen. Sollten aber ob der Fehlkalkulation in den nächsten Jahren die Müllgebühren steigen, dann aber: Ohne mich bitte, ich wollte das nie und bin nicht Teil dieses Flops.

4 Replies to “Projekt Tonneneinwände”

  1. Der „echte Innovationssprung“ mit der Seitenladertechnik funktioniert bei uns auf dem „Land“ seit Jahren Reibungslos. Auch wir mussten uns umstellen, aber im nach hinnein kann man schon beobachten das es mit der Entleerung schneller und vor allem ohne Zusatzpersonal funktioniert. Meines Wissens nach (also ohne überprüfung) sind die Müllgebühren bei uns seit Jahren stabil. Ob dafür leute entlassen worden sind weiss ich nicht, ist ja alles fremdvergeben, aber es kann eigentlich nicht anders. Für die Stadt, vor allem für das Ballungszentrum sehe ich das mit dem Seitenlader auch eher als sehr schwierig, der Platz ist einfach nicht da und der Zeitaufwand pro Tonne ist vielleicht gleich, aber früher konnten die 2 Müllwagenmitfahrer ja 2 stck in gleicher zeit leeren… Es ist auf jeden fall mal wieder gekungelt worden mit dem Müll, sicherlich wird der ein oder andere bei der Stadt damit hinterher erstmal gut aussehen und dann ist es auch egal. Irgentwann hat der Bürger sich daran gewöhnt und möchte nix anderes mehr !

  2. Ja, in Wardenburg gibt es die Seitenlader ja auch schon lange. Von daher in der Tat wirklich nicht so die Innovation 😉
    Und mir als Bürger ist es eigentlich erstmal egal, *wie* die Tonnen gelehrt werden… am besten natürlich ohne viel eigenen Aufwand.

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