antinsapc

Sucht man im Netz der Netze nach „Anti NSA Computer“, dann findet man einiges. Oft sind es Linux-Varianten, die als so genannte „Live-Versionen“ direkt von einem USB-Stick oder einer CD/DVD gestartet werden können. Diese sind dann (wie auch immer) speziell abgehärtet (schon wegen des Bootens vom Stick sind nach einem Neustart alle Daten, auch unsichere, schlimme, böse, weg) und die installierten Browser verbinden sich über das Tor-Netzwerk. Flash ist dann oft auch nicht vorhanden (weil ja voller Sicherheitslücken und die Geheimdienste nutzen die bestimmt alle aus), Youtube-Fans können dann immer noch per HTML5 ihre Filmchen gucken. So kann mans machen, wenn man sich (Lausch?)sicher im Internet bewegen möchte.

Neulich im Heise-Forum fand ich zwischen vielen Beiträgen aber einen ganz interessanten Tipp, der in eine ganz andere Richtung geht: „Einfach“ uralte Hardware mit uralter Software nutzen. Das ist dann, so die Theorie, so alt, dass kein Trojaner, kein Virus, kein sonstiger Schädling da drauf laufen kann. Und die alte Hardware bzw. die verbauten Chips da drin sind noch nicht durch die NSA infiltriert (wenn man so viel gepflegte Paranoia haben will um anzunehmen, dass die Geheimdienste die gewünschten Informationen einfach direkt an den Hardware-Schnittstellen wie Tastatur, Netzwerkkarte oder gar Soundkarte abgreifen). Bei EDV aus den 90ern kann man da auf jeden Fall viel weniger von ausgehen, sind einige doch älter als der Internet- bzw. www-Boom. Es sind hier Rechner gemeint wie Amigas, diverse Ataris und auch die alten Macs. Allesamt haben Motorola 68k-Prozessoren, das war damals der Renner. Auf denen läuft dann statt Windows und Linux meist Amiga OS, TOS oder „System 6 bzw. 7“ auf den Macintosh-Kisten. Und was fällt mir da ein? Ich habe noch einen ganzen Haufen von solchen Rechnern! Und einige davon haben sogar schon einen Ethernet-Port, denn ohne Anbindung ans Internet wäre die Kiste zwar extrem sicher, aber auch extrem nutzlos, denn darum geht es ja. Und mangels USB etc. muss man auch nicht über WLAN nachdenken. Das spart Frickelei 😉 Analoge Modems hätte ich sogar noch da, aber Leute: Das will man doch gaaar nicht mehr (würde an meinem VoIP-Anschluss vermutlich auch gar nicht gehen und solch ein Konstrukt wäre echt mal krank). Weil ich das nun auch mal zu ende testen wollte, kramte ich also einen alten Macintosh LC II hervor, von dem ich wusste, dass der das letzte mal (vor xx Jahren) noch lief. Monitor, Maus und Tastatur lagen sogar auf dem gleichen Haufen, fein.

Konsequent mit dem iPhone 3G fotografiert: der Macintosh LC II, online
Konsequenterweise mit dem iPhone 3G fotografiert: der Macintosh LC II, online

Und er lief noch. System 7.1 ist drauf, fette 10MB RAM sollen installiert sein, sogar der Netscape Navigator 2.0 war schon (oder noch) drauf. Das ist doch was! Und sogar mit Farbe und Ton! Das Online-machen war relativ einfach, wenn man sich etwas auskennt (im Kontrollfeld „MacTCP“ die IP und das Gateway eintragen, natürlich Netzwerkkabel einstecken). Und die 16Mhz der 68030-CPU waren zumindest gefühlt etwas schneller… Auch das Browserfenster kam schon nach wenigen Sekunden. Doch nach den ersten Seitenaufrufen die Ernüchterung: Es hagelte Javascript-Fehlermeldungen. Mit etwas Beharrlichkeit konnte man die wegklicken und sah zumindest den Content einer Seite, es wurden aber nicht alle Bilder angezeigt. Bequem surfen ist was anderes, auch wenn es „sicher“ sein soll. Ich kam leider nicht mal so weit, auf einer Seite zu kommen, wo ich mir ggf. einen „besseren Browser“ hätte runterladen können. Was ich nicht gemacht habe: Mir ein Mailkonto eingerichtet, was ja im Navigator gehen soll. Damit hätte ich mir einen anderen Browser per Mail schicken können, denn die sind ja nicht grösser als 2MB. Vielleicht mach ich das noch…

Fazit:
Das war jetzt auf jeden Fall ein gewaltig rustikaler Versuch, NSA-sicher ins Netz zu gehen, aber es beweist: Im Prinzip geht es! Und es gibt ja noch einige Computer aus der Zeit, die mehr als doppelt so schnell sind. Natürlich kann man statt eines Mac und Co auch einen 386/486 mit einem älteren Linux nehmen, unbedingt geiler und sicherer wird es damit aber nicht (Für die M86k-CPUs gibt es übrigens auch Linux-Kernel und Co.). Ist es nun die Mühe wert, das Aufgeben von Komfort für Sicherheit? Ich weiss es nicht, aber ich weiss: Irgendwie cool, Schnüffelei hin oder her!

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