Man hört es häufig in den Medien und neulich stand es wieder in der Zeitung:

Fachkräftemangel bremst Wachstum

Nun bin ich selbst gerade in einer Phase der beruflichen Umorientierung und kann sagen: Diese Aussage ist so nicht richtig! Es gibt sicherlich einen Mangel an Fachkräften, denn gute Leute kann man ja immer gebrauchen, aber was es viel mehr gibt: Einen Fachkräftebezahlmangel. Ja, viele Firmen suchen weitere Mitarbeiter, sind aber nicht bereit, diese entsprechend zu entlohnen. Da sitzt man im Vorstellungsgespräch, tauscht sich prächtig fachlich aus, ist sich eigentlich so weit einig, und dann wird man mit Dackelaugen angeschaut: Mehr als x Euro könne man natürlich nicht zahlen, das wäre schon hoch angesetzt und dürfe man in der Firma auf keinen Fall weitererzählen, aber dafür gibt es ein super Betriebsklima usw. Ein anderer Chef klagte, er hätte soviel Aufträge, er müsste bald Nachts durcharbeiten. Aber als es auch hier um den Lohn ging: Nee, mehr geht auf keinen Fall, er zahlt ja schon immerhin die Anfahrt zur Baustelle (nicht die Rückfahrt, das wäre dann wohl meine Freizeit…). Neulich habe ich mich mit jemanden von der Handwerkskammer unterhalten und das nebenbei erzählt. Als ich Summe X nannte, da machte er grosse Augen: „Das kriegen doch ungelernte Floristinnen aufm Wochenmarkt!“

Diese Firmenchefs sind irgendwie in der Zeit stehen geblieben, ausser beim eigenen Kalkulieren. Habt ihr mal geschaut, was eine Handwerkerstunde heutzutage kostet?

5 Replies to “Facharbeitermangel”

  1. Naja, aus sicht eines Firmeninhabers kann ich aber sagen das die Nebenkosten, und damit meine ich nicht nur die Lohnnebenkosten sondern auch alles andere deutlich gestiegen sind. Als „normaler“ Handwerksbetrieb ist es schwer einem guten Handwerker eine Gehalt zu bezahlen wie es in der Industrie üblich ist. Wir als Handwerksbetrieb kämpfen jeden tag ums überleben und wenn wir jemanden anstellen wollen und hören er möchte Summe X verdienen dann muss ich mich fragen wie viel muss der Schaffen damit die eigenen Kosten ersteinmal gedeckt sind. Das auch der Handwerker von seinem Gehalt leben können muss ist klar, aber auch die Leistungsbereitschaft muss auch da sein und daran scheitert es meistens………

  2. 1) Was ist eine Fachkraft?
    2) An welchen Fachrkäften mangelt es?

    Die Fragen werden in solchen Artikeln niemals erwähnt.

    Und ich mag das Argumentation von MP nicht gelten lassen …

    Wenn ich mehr Aufträge als Personal habe, mir das Personal aber nicht leisten kann um die Aufträge zu erfüllen, dann ist mein Preis vll zu niedrig. Ist mein Preis zu niedrig weil die Mitbewerber auch so niedrig Preise haben, dann bin ich in einer Branche in der es einfach zu viele Mitbewerber gibt und ich muss mir überlegen ob ich in dieser Branche wirklich bleiben möchte. Oder die Branche muss sich vielleicht insgesamt einfach mal überlegen ob es schlau ist sich vom Kunden den Preis nach unten schrauben zu lassen.

  3. Du widersprichst MP ja nicht, du ergänzt 🙂
    Und bzgl. Kalkulation: Ich glaube nicht, dass die von mir erwähnten Chefs so knapp kalkulieren müssen. Die wollen ganz offenbar eher ihre Spanne möglichst gross halten.
    Und ja, deine beiden Punkte 1 und 2 werden idR nicht beantwortet.

  4. Wenn ich die Brücke wieder ins Handwerk schlage, dann sind meiner Meinung nach „Fachkräfte“ diejenigen die einen Beruf erlernt und somit eine abgeschlossene Ausbildung haben. Das sind nach meiner Ansicht schon mal „Fachkräfte“. Das nicht alle Superhelden sind ist mir auch klar. Aber ein gewisses Maß an Fähigkeiten sollte schon vorhanden sein. Ein Beispiel: Hier bewirbt sich ein Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, er stellt sich von sich aus vor und erzählt auch von seinen Fähigkeiten, wir machen einen Betriebsrundgang, er schaut sich alles an, stellt fragen usw. Dann Gehaltsverhandlung und einer Forderung die, wie ich finde, schon recht hoch ist. Ich sehe ein das jeder Geld verdienen will, doch jeder sollte auch in sich selbst reinsehen und abschätzen ob er denn die Leistung die er bezahlt haben möchte auch abrufen kann. Kurz um: Der Typ fängt an, arbeitet 2 Tage und dann fällt ihm auf das die Arbeite, Zitat:“ Laut, schmutzig und anstrengend ist“ . Wir reden hier jedoch von „Schlosserarbeiten“. Also haut der wieder in den Sack. Für uns als Betrieb hat das aber einen Rattenschwanz, erst 4 Wochen warten das der neue anfängt, dann 1 Mann daneben der den neuen Einarbeitet. Alle Prozessplanungen sind ja schon fertig und Zack fehlt wieder einer. Das sind Kosten die dann anstehen die wieder alle verdienen müssen. Ich schweife ab.
    Aber, zur Kalkulation, sicher könnten wir versuchen unser Produkt teuerer zu Verkaufen, vielleicht gibt der Markt das hin und wieder auch her, aber um eine stetige Auslastung zu erreichen muss man sich am Marktpreis orientieren, und auch hier immer in Konkurenz zu Großfirmen die aufgrund der Masse ganz anders Kalkulieren können. Ich weiss z.B. das es große gibt die keine so hohen Gehälter zahlen. Die bekommen trotzdem Ihre „Fachkräfte“ denn viele möchten auch einfach einen „behüteten“ Arbeitsplatz. Das Risiko für den Arbeiter ist ja auch geringer, genau so wie für den Arbeitgeber, denn wenn ich 100 Leute habe, weiß ich das mind. 50 nicht die besten sind, aber die anderen 50 ergänzen sich dann….

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