Damals, im Internet

Wo ich gerade von Newsgroups sprach (Alles Zufall), da fällt mir doch glatt wieder was ein. Seinerzeit war ich auch ab und an in den T-Online-Gruppen (RIP) unterwegs und dort gab es u.a. die Gruppe t-online.talk.allgemein, auch „tota“ genannt. Das war wirklich nur eine Quasselgruppe, wo selbst das berüchtigte T-Online-Team zwar grundsätzlich irgendwie moderierend aber schon extrem entspannt unterwegs war. Dort gab es mehr oder weniger regelmäßig auch das so genannte „Lexikon-Spiel“ (Infos hier: http://www.tota.info/lks.html), bei welchem ich genau einmal teilgenommen habe. Das war im Jahr 2002 (mann, ist das lange her…). Und was soll ich sagen: Bei dieser einen Teilnahme habe ich doch gleich mit meinem Beitrag gewonnen, wurde durch die anderen zum Sieger gekürt.

Und euch, liebe Leser, will ich diesen Beitrag nicht vorenthalten 🙂
(der vorgegebene Begriff lautete: Talayot )

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Ich war wie im Koma. Drei Tage war ich nun in einem Stück im Usenet, ich hatte ca. 90 der meist trafficisierten Gruppen besucht und musste an allen Fingern Fingerhüte tragen, da das Fleisch drohte, die Tastatur zu verkleben. Ich musste mal raus. Nicht nur meine Blase, auch der Rest meines Körpers sehnte sich derart nach etwas natürlichem Licht und einer realen Umgebung, wie sie www.gott.de selber erschaffen haben mochte. Ich wankte auf die Strasse und während streunende Hunde versuchten, mir die Pizza-Reste vom T-Shirt zu nagen, ohne meinen Socken nahe zu kommen, überlegte ich, welches Ziel wohl am passensten wäre. Ich wusste nicht genau, wo ich mich befand. Der Gruppenname auf dem Schild am Ende der Strasse war unleserlich durch meine 75Hz-optimierte Brille. Irgendein vergessener Cache in meinem Hirn gab die Erinnerung frei, dass die Sonne nützlich zur Positionsbestimmung sei, jedoch fand ich die Sonne nicht. Kurz darauf stellte ich fest, dass die Pings, die ich immer wieder aus den Augenwinkeln wahrnahm, nichts weiter waren als Laternenmastenlichter, die an meinem ziellosen Auge vorüber wischten. Mir wurde klar, das es Nacht, zumindest Abend sein musste, als ich an einem wahnsinnig grossen Ping, ähm, beleuchtetem Schild vorbei kam.
Was stand da? TLZ? Sofort packte mich der Ehrgeiz eines Menschen, der weiss, was sich gehört und durchschritt die Tür. Noch bevor jemand mich wirklich wahrnehmen konnte brüllte ich los: “ Hier herrscht Realnamespflicht! Was soll das bedeuten: TLZ, soll ich darauf etwa antworten?“ Jetzt hatte ich plötzlich alle Aufmerksamkeit auf mich; ich sah mich bestärkt, meinen Feldzug gegen derartige Schandtaten weiter zu führen: „Wenn hier einer glaubt, er könne unter irgendeinem Pseudo Dinge verbreiten, die man sich unter eigenen Namen nicht getraut, dann kann er sich von mir nur einen Plonk einfangen!“ Plonk machte es, als ich wie von einem Hammer getroffen zu Boden fiel. Einer der Angesprochenen hatte mir so schnell einen Haken verpasst, dass ich meine Cursor-und-Maus-Tasten nicht mehr erreichte, um mich zu verteidigen.
Ein Reset meiner -durch groben Eingriff verstellten- Funktionsparameter in Form einer kalten Dusche lies mich in den abgesichterten Modus booten: Sofort nach dem Erwachen krabbelte ich in eine Ecke, hielt mir die Augen und Ohren zu und schrie: „Ich war’s nicht!“
Eine warme Stimme fragte mich: „Wo ist denn dein Problem? Wer hat dir was getan?“ Ich, etwas irritiert, entgegnete: „Wo bin ich denn? Was heisst TLZ? Warum schreibt ihr den Namen nicht im Klartext hin?“. Stille. Dann: „Wo steht TLZ? Draussen, über der Tür zu unserem indischen Restaurant steht TaLaYot; die Gestaltung des Schildes beruht auf Hindu-Lehren und das „Z“ könnnen wir nirgends entdecken.“ Plötzlich fiel mir ein, das ich ja zuhause stets meine olle Tastatur verflucht hatte und aufgrund von Erfahrungsberichten in dasVau vor nicht all zu langer Zeit zu einem „Original-US-Keyboard“ gewechselt bin… „F*ck off the Z!“

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