Oneye Project

Heute möchte ich mal ein besonderes Stück Software vorstellen: Oneye.

Oneye ist nichts anderes als ein… ja… äh… ein Webdesktop. Eine Computerarbeitsfläche, die man sich irgendwo in einem Webspace installieren kann und dann über den Browser aufrufen, natürlich durch ein Login abgesichert. Es ist KEIN Abbild deines Desktops von daheim, den du von überall aufrufen kannst, keine VPN-Verbindung oder ähnliches. Im Grunde ist es ein eigener Online-Computer mit ein paar vorinstallierten Programmen. Hier mal ein zugegebenermaßen recht kleiner Screenshot:

Auf diesem Bild sieht man im Vordergrund unten den geöffneten Programm-Ordner. Rechts dahinter ist ein Ordner im Dateimanager offen, in welchem ich meine Texte speichere. Dann sieht man noch ein kleines Stück Editor und mittig im Hintergrund eine Textverarbeitung. Ganz hinten in Wolkenblau, das ist der Desktop, wo man natürlich auch Dinge ablegen kann, in den Zeilen oben und unten sind noch Schnellstart-Symbole. Und es funktioniert wie gewohnt: Anklicken und machen. Es sind sogar Spiele vorinstalliert 🙂

Damit gleich der traurige Aspekt vorweg: Als ich das seinerzeit entdeckte und installierte (gerade per FTP nachgeschaut: Die Dateien sind von 10/2015), da gab es noch eine Webseite mit Programmen von anderen Autoren, die man bei sich integrieren konnte. Ich glaube, die hiessen Widgets, oder Apps? Diese Seite finde ich nicht mehr, aber sie bzw. die Anwendungen wurde auch damals schon nicht mehr richtig gepflegt. Das bedeutet also, dass man mit den Anwendungen leben muss, die vorhanden sind (oder sich selbst neue programmieren…). In meiner Erinnerung war es so, dass Oneye als eine Abspaltung von eyeOS entstanden ist, welches damals als Open Source entwickelt und später kommerzialisiert wurde. Und zu Anfang konnte man die einen Widgets noch bei den anderen verwenden… meine ich.
Jetzt kann ich nicht genau sagen, was nun bei einer neuen Installation mit dabei ist, weil bei mir damals ein paar Apps dazu gekommen sein müssten. Aber die Textverarbeitung ist inklusive, genau wie eine sehr rudimentäre Tabellenkalkulation, man kann sich sogar eine Präsentation basteln. E-Mail und FTP funktionieren nicht (mehr), liegt vermutlich am SSL. Aber es gibt den üblichen Kram: Bildbetrachter, Mediaplayer, Kalender, Kontakte usw. und immer die Möglichkeit, was rauf- oder runterzuladen. Es gibt sogar einen Browser! Dieser verwendet die Engine des Wirtes, hat aber einen eigenen Verlauf, hinterlässt keine Spuren beim Wirt… kann man ja mal gebrauchen? In den Einstellungen kann man auch das Plugin für den Browser wechseln, aber ehrlicherweise habe ich mich damit (noch) nicht beschäftigt.

Einstellungen für den Browser

Eine weitere coole Sache, wie ich finde: Man kann bei einer Installation mehrere Benutzer einrichten und diese sind dann in einem eigenen Netzwerk, können sich gegenseitig Nachrichten schreiben etc. und es gibt ein „Schwarzes Brett“, welches wie eine Shoutbox funktioniert. Wird wohl erst bei größeren Gruppen interessant und nutzt wohl eh keiner, weil es gibt ja… egal.

Ich benutze Oneye immer wieder mal, meist um Bilder oder Texte zu speichern. Klar, das kann man auch so machen, dass man sich selbst eine Mail schreibt oder wie die Profis: Word öffnen, Text schreiben, speichern, an Mail anhängen und sich selbst senden (Mega-Profis schaffen es, einen Screenshot vom Word-Dokument in die Mail zu hängen). Aber das Problem an diesen Mails ist: Finde mal die entsprechende Mail wieder! Oder wurde sie schon gelöscht? Wie hieß der Betreff noch? Das alles kann man sich mit Oneye sparen. Ich habe eine spezielle Domain eingerichtet, welche mir nach Aufruf direkt das Login-Fenster zeigt und kann mich flux einloggen. Und dann muss ich nichts mehr suchen, ich habe meinen Text-Ordner, Bilder-Ordner und fertig. Viel mehr mache ich da kaum mit: Zu 70% schreibe ich dort Texte und zu 28% lege ich dort Dateien (PDF, Bilder usw.) ab, die ich mir später noch mal anschauen will (oder einfach wissen will, wo die sind, wenn ich die mal brauche). Aber ich kann das eben überall machen, wo ich Internet und einen Browser habe und überall finde ich mich zurecht und meine Dateien. Wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, ist das eine ideale Luxus-Online-Ablage!
Mit ein wenig Aufwand müsste man das eigentlich zuhause auf einen Web-Server laufen haben. Und wenn man dann mit den Berechtigungen vorsichtig hantiert, könnte man darüber auf sämtliche Bilder, Filme, Dokumente, gespeicherte Links usw. daheim zugreifen. Das will aber gut abgesichert sein! Klingt nach Winter-Projekt…

Ganz offenbar wird das nicht mehr weiterentwickelt, was ich sehr schade finde. Aber zum einen hat der gute Lars Knickrehm (siehe Bild) sicher viel wichtigeres zu tun und zum anderen ist es doch nett, dass diese funktionale Version oneye 0.9.0 weiterhin kostenlos angeboten wird. Das einzige, das ich dort vermisse und was wirklich schade ist: Es gibt keine Session-Verwaltung, so dass man das schliessen und wo anders mit allen geöffneten Ordnern, Dateien etc. weiterarbeiten könnte. Das wäre noch der Clou.

Aber: Ein Blick ist es wert und die Installation ist schnell gemacht. Und ich wollte es eben erwähnen, weil es sonst kaum einer macht. Ich habe mich wirklich nach (freien) Alternativen umgeguckt, aber NICHTS vergleichbares gefunden! Hoffen wir, dass die Seite noch lange besteht:

oneye-project.org

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert