Nein, hier geht es nicht um den ewig lustigen Film von Stan und Olli, sondern um den fünften und letzten Abschnitt meiner dreiteiligen Miniserie Holger wird Musiker.

Das Gratis-Klavier auf dem Anhänger nach Hause zu fahren war das eine. Das andere war: Daheim wieder abladen und irgendwie ins Haus bekommen. Zu zweit konnten wir das niemals schaffen, zumal es noch bitterkalt draußen war und alles voller Schnee am Straßenrand. Mein Neffe half, und so bekamen wir „den schwarzen Berg“ bis in den Flur. Dazu noch ein Gedanke über Haustüren: Werden Dinge mit Absicht so konstruiert, dass sie – wenn überhaupt – man so gerade eben durch Türen passen oder sind es die Haustüren, die – aus welcher Motivation auch immer – stets einen Tick schmaler sind als man das gerne hätte, wenn man was Sperriges hindurch befördern muss?
Unter dem Klavier sind winzig kleine Rollen. Dank dieser mussten wir es nicht vollständig tragen sondern es reichte, wenn wir es eben so durch Anheben entlasteten, so dass die Rollen rollen konnten. Wenn dann anschließend ein Klavier in einem Flur steht, merkt man, wie klein der Flur doch ist. Und ich hatte noch keine konkrete Idee, wo das Klavier stehen sollte. Auf jeden Fall im Untergeschoß (…). Und dann bleibt nur das Wohnzimmer. Unsere gute Stube ist eigentlich groß genug, aber wir haben diesen Platz verschwenderisch genutzt: Das Sofa steht mitten im Raum, ein gewaltiger Esstisch mit vier massiven Stühlen noch dahinter.

Angela und ich hatten am Vortag noch grobe Entwürfe gemacht, wie man das Platzproblem lösen konnte und sie schlug allen Ernstes vor, ein Bücherregal zu entfernen… das wollte ich auf keinen Fall! Aber es war eine gute Gelegenheit, noch mal durch die Bücherreihen zu schauen, was da weg konnte. Und es wurden in der Tat einige Dutzend Bücher. Stephen Kings Werke packten wir vorn an die Straße und die waren auch schnell weg.
Mein Vorteil war: Am nächsten Tag musste Angela für einige Zeit weg und ich konnte „ungehindert“ muddeln, verschieben und umplanen, bis Platz für das Klavier geschaffen wurde. Letztendlich musste doch der Wandkamin weichen. Noch eine weitere kleine Herausforderung: Ich musste bzw. wollte das solide Instrument allein vom Flur an seinen neuen Platz bewegen. Das waren zwar nur ein paar Meter, aber alleine kann man nicht an zwei Seiten anheben und die winzige Türschwelle zum Wohnzimmer wuchs zur immensen Hürde. Hier kam wieder ein alter Lehrsatz zur Wirkung:

Der Schlosser vergrößert seine Kraft, indem er sich nen Hebel schafft!

So konnte ich mit viel Gedrängel, Gekrabbel, Quetschungen und Fluchen alles an seinen bestimmten Platz bekommen.
Was dann, als Angela später alles „abnickte“, viel interessanter war: Sie schnappte sich die Klavier-lern-Broschüre und begann ernsthaft zu üben! Von wegen „Ich bin so unmusikalisch“. Jeden Tag setzt sie sich seit dem hin und spielt. Und durchaus ernsthaft und mit Erfolg, schön! Man kann sogar erkennen, welches Lied sie da spielt 🙂
Ich konzentrierte mich dann mehr auf meine Gitarre und verschob mein Klavierstudium auf einen späteren Zeitpunkt. Immer eins nach dem anderen. Und ich freute mich so über Angelas neues Engagement, dass ich mir Gedanken machte, wie wir das wohl hinbekommen,  sie auf unserer geplanten, längeren Segelauszeit und weiter üben lassen zu können und nicht alles wieder verlernt. Ich hatte für mich selbst ja schließlich auch eine Reise-Gitarre gekauft. Eigentlich wären wir jetzt wieder bei den kleinen „Kinder“-Keyboards, die man sicherlich auch noch an Bord verstauen kann (was man von einem ausgewachsenem Klavier nicht behaupten kann), aber ich fand was cooleres:

Ein aufrollbares Klavier! Technisch eher ein Keyboard, mit Begleitung und Co. Und die Tasten: Nicht einfach aufgedruckt sondern schon etwas erhaben, man kann sie fühlen und sie sind ziemlich breit. Witzig. Und funktioniert. Und man kann es mit einer USB-Powerbank betreiben! Und es hat einen Kopfhöreranschluß, welcher eventuelle unmusikalische Nachbarn in der Ankerbucht schonen könnte 😉

Das ist hoffentlich nicht das Ende unserer musikalischen Laufbahn, sondern nur (endlich) das Ende dieser Beitragsserie… nur noch ein paar Worte zum eigentlichen Klavier: Wenn man den Deckel für die Tasten hochklappt, dann steht dort aufgedruckt in goldenen Lettern:

Francke

und etwas tiefer ein Messing-Schild: Brinkmann & Sohn, Minden. Letzteres ist vermutlich ein Händler. Francke ist der Hersteller des Instrumentes und hat nach meiner Recherche 1931 seine Türen für immer geschlossen. Unser Klavier ist also mindestens 90 Jahre alt, vermutlich sogar wesentlich älter. Irgendwie cool, und auch hier gilt: Wenn es erzählen könnte, was es so erlebt hat… immerhin war auch (mindestens) ein Krieg dabei.

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