Meine Mutter ist 78 Jahre und 50 Wochen alt. Und seit einer Woche ist sie Corona-Positiv.

Ihr geht es so weit gut, bis auf Halsschmerzen und etwas Husten ist nix weiter. Toi toi toi. Heute brachte ich ihr zwei Bücher vorbei. Also hingefahren, aus dem Auto raus, Sachen vor die Tür gelegt, geklingelt und wieder zum Auto. Aber wie eine Mutter so ist: Sie machte nicht einfach die Tür auf und holte die Sachen, sondern sie ging zwei Schritte vor die Tür, stand da, mit Maske, und wollte noch was. Eigentlich wollte ich mich ihr nicht nähern; immerhin ist sie Corona-infiziert. Aber… eben kurz, unter freiem Himmel, mit Abstand, Maske…. Okay.
Wir haben ganz kurz geschnackt, sie gab mir noch nen Schoko-Osterhasen mit nem Zehner dran (ich bin 53…) und dann ging ich aber auch schon. Auf der Fahrt nach Hause dachte ich darüber nach. Seit über einem Jahr hört man von dem ganzen Corona-Kram, den Warnungen und allem drum und dran. Und nun stand jemand vor mir, wo ich wusste: In diesem Körper ist das kleine Virus, dass uns das Leben so schwer macht. Ich will nicht sagen: das war wie in einem der Filme, wo Menschen von einem Geist besessen sind. Aber auf einmal war dieses Virus für mich viel realer als wenn man nur davon bzw. die Folgen der Infektion damit hört.

Meine arme Mutter. Muß für mich als Medium herhalten. Gut, dass sie so eine Pferdenatur hat und das bestimmt wegsteckt. Das gibt mir auch die Hoffnung, im Falle einer Ansteckung keinem anderen das Intensiv-Bett zu blockieren.

One Reply to “Unheimliche Begegnung”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert