Neulich hörte ich bei NDR Info eine Diskussion, wo es (wieder mal) um die Abholzung des Regenwaldes, besonders im Amazonas-Gebiet, ging. Ich gehe da nicht im Detail drauf ein, ich möchte nur eine Aussage hervorheben:

Alle sechs Sekunden wird dort Wald
von der Fläche eines Fußballfeldes abgeholzt

Alle sechs Sekunden! Wenn ihr bis hier hin gelesen habt, dann sind schon wieder ca. 14.000qm unwiederbringlich weg, verschwunden, vernichtet! Und das ging und geht permanent so weiter!
Da braucht mir doch keiner kommen und mir erzählen, ich solle Sprit sparen, Müll trennen, meine Wohnung weniger heizen und mir ein E-Auto kaufen. Alles Quatsch, solange der Mensch so dermaßen energisch am eigenen Ast sägt. Und meine ganzen Beiträge zum Thema #Umwelt (Klick) kann ich eigentlich auch gleich löschen oder mit dem Tag „Hohn“ versehen. Sogar diesen hier: Klack
Denn es ist der reinste Hohn, wenn man alles mal mit etwas Abstand betrachtet. Da fällt mir ein Artikel ein, den ich mal vor vielen Jahren für eins meiner Bücher geschrieben hatte. Ich glaube, der ist bisher nie im Netz veröffentlicht worden. Nun scheint er zu passen:

Pale Blue Dot
Es gibt ein ganz besonderes Foto von der Erde. Dieses Foto hat sogar einen Namen: Pale Blue Dot (eben der blassblaue Punkt).
Es wurde aufgenommen von der Raumsonde Voyager 1 aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometern(!), der größten Distanz, aus der jemals ein Foto der Erde gemacht wurde (Wikipedia).
Die für mich wesentliche und erstaunliche Information, über die ich lange nachgedacht habe: Die Erde nimmt lediglich 12 % eines einzelnen Bildpunkts ein. Das ist verdammt klein, man muss die Erde regelrecht suchen auf dem Bild. Und aus dieser Entfernung ist es genauso verdammt egal, ob der Äquator 40000km lang ist, es fünf bis sieben Kontinente gibt, sie zu 70% aus Wasser besteht, ob sie über 7 Milliarden Menschen und noch viel mehr Tiere und Pflanzen beherbergt. Ausserdem sind Schulden egal, genau wie Besitztümer und Geld. Und Grosskonzerne, Ländergrenzen, Religionskriege, Götter, Tempel, Kirchen, Hochhäuser, 3Liter-Autos, Y-Trassen, Stromtrassen. Oder Tsunamis, Hungersnöte, Bürgermeisterwahlen, Vulkanausbrüche, Musik, Überschwemmungen, Erdbeben, Bezahlfernsehen, Fifa, Facebook, Twitter, Blogs, Nobelpreise, Opern, Opas, Seifenopern, beste Reinigungsmittel, saubere Zähne, Obdachlosigkeit, Vergewaltigung, Drillingsgeburten, Geburtenraten, Kinderbücher, Kuscheltiere, Friedhöfe, Trauer, Verrat, Treue, Werbung, Kreditkarten, TÜV, Ampeln, Analphabeten, Kleincomputer, mobile Erreichbarkeit, Hafengebühren, Maut, Wahlperioden, Wahlversprechen, Einzelhaft, Lebenslänglich, Miete, Tilgung, Tageszeitung, Denkmäler, Dodos, Kabelbrand, Überfischung, Vermüllung, Rohrverstopfung, Ebola, Paketlieferung, Urlaub, Überstunden, Arbeitslosigkeit, Freizeitgestaltung, Schlafmangel, Alkoholkonsum, Fettleibigkeit, Appetitmangel, Serienstarts, Online-Status, Spielstand, Schlaganfall, Disco, Abschleppen, Waschen, Fahrpläne, Nachbars Garten, Bucherfolge.
Man muss nur genug Abstand nehmen.

3 Replies to “Alle sechs Sekunden”

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