thoense24_2013

… und heute ist nix. Am vergangenen Wochenende (24.-25.08.2013) war zum letzten mal das legendäre „Thönse 24 Stunden Rasenmäherrennen“. Die Veranstalter haben sich entschieden, nach 12 Jahren damit aufzuhören. Ich war erst die letzten Jahre mit dabei, u.a. weil es besonders in den ersten Jahren doch eine recht regionale Veranstaltung war. Und bis zum diesjährigen letzten Rennen sind dort Teams gestartet, die nie wo anders gefahren sind (ausser vielleicht Vesbeck und Wiedenrode, in der gleichen Gegend und gleiches Regelwerk), obwohl es mittlerweile etliche Renntreckerveranstaltungen (Auswahl von Rennen) gibt.

Thönse war wirklich immer was besonderes. Zum einen sicher, weil die Teams jeweils fünf Läufe mit je bis zu zwei Stunden(!) an zwei Tagen abreissen mussten (bei anderen Rennen kommt man im besten Fall auf 3-4 mal 20 Minuten Gesamtfahrzeit), zum anderen, dass sich bis zu 95 Renntrecker gleichzeitig auf der Rennstrecke tummelten, wo man bei anderen Sprintrennen maximal mit 12 unterwegs ist. Und soviel Teams bedeuten auch eine irre lange Boxengasse. Und Boxengasse beim Rasentreckerrennen bedeutet mehr als nur tanken, schrauben und schweissen: Dort verbringt man das ganze Wochenende, dort trifft man sich, dort tauscht man sich aus, verbringt die Abende gemeinsam am Feuerkorb und dem ein oder anderen Bier. Und nun stelle man sich vor, das macht man mit nahezu 100 Teams gleichzeitig, wobei jedes Team aus 2-20 Leuten besteht! Das Bier in der Boxengasse war in diesem Jahr übrigens am Freitag Abend gar nicht nötig, denn es gab 600 Liter Freibier im Festzelt, begleitet durch die durchaus begeisternde Live-Band Rockkantine. Die Thekenbedienung hatte wirklich alle Hände voll zu tun und sie haben das auch durchaus gut und trotz Gedränge übersichtlich hinbekommen.

In Thönse gab es Strom für alle, so dass Kühlschränke und Kaffeemaschinen im Pavillon auf den zugewiesenen drei Metern Breite (nach hinten konnte man weit mehr Meter nutzen) durchaus normal waren, aber auch Schweissgeräte, Kompressoren, etc. wurden herantransportiert. Licht gab es sowieso, vom Veranstalter. Meines Wissens hat das THW  jedes Jahr dafür gesorgt, dass der Strom fliesst. Meinen Respekt für diese organisatorische Leistung! Und das gilt auch für die gesamte Veranstaltung: Es wurde für vieles gesorgt und das mal was nicht so geht wie geplant, ist dabei absolut verständlich. Leider sind aus diversen Gründen vor ein, zwei Jahren die Duschen abgeschafft worden, aber die Teams wussten sich zu helfen… Toilettenwagen waren aber immer da. Wenn man sich vorstellt, dass die meisten Teams schon Freitag Abend grillen, will ich besser nicht über „die grossen Geschäfte“ auf diesen Toiletten reden 😉

Die 1,9km lange Rennstrecke bestand eigentlich nur aus Kurven. Ein gutes Stück nur Gerade aus gab es nie. Jedes Kurveninnere wurde von mindestens einem grossen, runden Siloballen begrenzt, die einzelnen Kurven wurden durch „Flatterband“ verbunden, um die Strecke zu markieren. Davon abgesehen, dass dieses Flatterband an vielen Stellen nicht all zu lange überlebte war eine Streckenmarkierung auch nicht lange notwendig: Jeder kurvefahrende Trecker schaufelt etwas Sand aus der Strecke, so dass etliche Kurven schnell einen halben Meter tiefer waren als der Rest der Strecke, leider nicht absolut gleichmässig: Oft sah man erstmal die Schnauze eines Rennboliden aufgrund der Hubbel hochhopsend aus den Kuhlen kommen. Die Fahrer waren froh über jede funktionierende Sitzfederung, denn der Rest des Rennmähers musste regelkonform ungefedert sein…. und da gibt es dann Fahrer, die fahren die 5 x 2 Stunden komplett allein durch!

Und als wenn das nicht genug Quälerei wäre, gab es jeden Samstag Abend noch einen Nachtlauf, der eine funktionierende Beleuchtung an den Renntreckern unabdingbar machte. Von aussen spektakulär anzuschauen, als Fahrer die absolute Herausforderung. Wer dachte, eine festgetapte Taschenlampe reicht, der hat schnell gemerkt, wie doof die Idee war… man sah nicht nur nicht die nächste Kurve: Spätestens wenn man liegen bleibt können einen die Teamkameraden garantiert nicht auf der Strecke finden… es gibt bestimmt unzählige Fotos, Filme etc. vom Thönser Rennen, aber kein noch so tolles Bild kann die Stimmung und das Gefühl vor Ort ausdrücken, besonders, wenn man ein Teil vom Ganzen ist. Und nun hat keiner mehr die Chance, das mal kennenzulernen, denn es bleibt allein die Erinnerung.

All das Renngeschehen und drumherum ist für die zig tausend (!) Zuschauer natürlich der grösste Spass. Und wenn die dann mal näher in die Boxengasse kommen (wo während des Rennens bestimmt jede Minute ein Trecker wegen Fahrerwechsel, tanken etc. durchrauscht) und fragen „Und wie schnell fährt der denn so?“, ja dann weiss man: Man ist ein Profi im Rennsport, auch wenn es eigentlich nur ein Rasenmäher war, den man da verheizt und man die doofen Fragen im Rennstress echt gerade nicht braucht… Und auch, wenn der Team-eigene Renntrecker gerade von einem der vielen Radlader in die Box gebracht wird, weil er es nicht mehr aus eigener Kraft von der Rennstrecke schaffte. Immerhin gibt es jedes Jahr Dutzende von neuen glücklichen Kindern, die sich sitzend auf einem Renntrecker haben fotografieren lassen (dürfen) 🙂

In diesem Sinne: Gruss an alle Traktoristen im Lande und Danke Thönse, war schön mit euch!

traktorist_thoense

 

PS:
Die Standardantwort auf die Zuschauerfrage lautet „105“! Und auch wenn viele Mäher nicht über 40 km/h rauskommen, ist das gar nicht mal so unrealistisch… nur eben nicht bei vielen Kurven und Hubbeln 😉

PPS:
Traktorist/in ist man in Thönse, wenn man als Fahrer gemeldet ist und solch ein Armband bekommt. Das hat nicht jeder. Ich hab eins. Ich bin den unvergessenen Höllenkurs gefahren. Vermutlich haben mehr Menschen das Kap Horn umrundet als mindestens eine ganze Runde in Thönse gefahren 😉

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