Ich lese ja recht viele Bücher, aber sehr wenig Romane. Und schon ziemlich häufig wurde ich in dem ein oder anderem Buch auf Joseph Conrad hingewiesen, meist von Seglern, die beschrieben, was sie unterwegs so gelesen haben. Wenn Conrad erwähnt wurde, bezog man sich meist auf „Lord Jim“, welches wohl ganz toll sein soll und ich dachte mir: „Irgendwann werde ich auf einem Flohmarkt schon darüber stolpern, wenn es denn so gut ist“.

Es gibt zwar sehr viele Bücher auf den vielen Flohmärkten, aber die richtige Perle zu finden ist dabei nicht immer einfach. Zu viele Konsaliks, Fitzecks, Danellas, Clancys nebst etlichen Koch- und Kinderbüchern überdecken die wenigen kostbaren Schätze. Also ist mir bisher kein Buch von Joseph Conrad aufm Flohmarkt über den Weg gelaufen. Aber wo anders: Wir waren in Oldenburg am Stadthafen spazieren und ich musste auf Toilette. Glücklicherweise sind dort um die Ecke gleich die Waschräume für die Bootslieger und Gäste und so ging ich hinein. Dort im Eingang statt überraschend und recht sperrig ein Regal, eines von diesen wackeligen grau lackierten Blechdingern. Das Regal war so gut wie leer, nur auf einer Ebene drückten sich so zehn, elf Bücher an die Wand, um nicht runterzufallen. Eines davon konnte ich nicht entziffern, weil der Buchrücken dieses gebundenen Exemplares schon sehr lädiert war und so nahm ich es in die Hand, um genauer zu schauen.

Es war „Almayers Wahn“ von Joseph Conrad. Hatte ich noch nie nicht von gehört. Aber der Autor passte und so nahm ich die Gelegenheit wahr und steckte es ein. Was mich nämlich besonders beeindruckt hatte, war dieser handschriftliche Eintrag auf den ersten Seiten:

Das war doch mal eine interessante Information! Und dann in nur drei Tagen durchgelesen; meine Herren – Nicht schlecht! Es ist zwar kein besonders dickes Buch, aber 238 Seiten muss man schon hinter sich bringen.
Ich selbst konnte nicht sofort beginnen, das Buch zu lesen, denn ich hatte noch einiges in meiner „Lese-Pipeline“. Irgendwann war es mal an der Reihe und ich fing an. Und unabhängig von der Story: Der Conrad hatte ein Talent zum Schreiben! Einerseits so klar beschrieben und andererseits erfährt man immer gerade nur so viel, dass man unbedingt weiterlesen will. Und diese bildhafte Sprache, diese Wortgewaltigkeit! Spontan rausgesucht: „Der Rauch der Salutschüsse stieg in weißen Wolken am grünen Hintergrund der Wälder auf, und Almayer musste unwillkürlich den rasch verschwindenden Dampf mit seinen eigenen schnell dahinschwindenden Hoffnungen vergleichen“. Ich finde das beeindruckend, wobei die Story um den Almayer in Borneo nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Lesbar und interessant, gar lehrreich ist es aber. So werde ich nun meine Bemühungen verstärken, auch mal den so oft erwähnten Lord Jim vor die Augen zu bekommen.

Unabhängig davon habe ich den oben erwähnten Eintrag dahingehend als Anregung genutzt, das ich auch einen darunter schrieb:

Noch habe ich das Buch hier (weil ich mir die ganze Zeit vorgenommen hatte, darüber zu schreiben und bisher nicht dazu kam), werde es aber irgendwo an einem geeigneten Ort ablegen, damit andere sich dran erfreuen können. Vermutlich wird das irgend ein Hafen bei uns im Revier sein, denn fast überall in den Häfen ist eine Büchertausch-Ecke eingerichtet. Schlecht fürs Geschäft aber gut für den Gemeinsinn. Sonst wäre ich ja auch nie über diesen Conrad und der Lese-Notiz gestolpert und das wäre doch schade drum gewesen (nein, wäre es nicht, weil ja keiner wüsste, was man verpasst hätte, aber das ist ein anderes Thema).

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